Das verbotene Eden. David und Juna by Thomas Thiemeyer

Das verbotene Eden. David und Juna by Thomas Thiemeyer

Autor:Thomas Thiemeyer [Thiemeyer, Thomas]
Die sprache: de
Format: mobi, epub
ISBN: 9783426411605
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2012-02-02T23:00:00+00:00


27

Juna blickte zum Himmel empor. Die Sterne waren hervorgekommen, und in den Häusern brannten die Feuer. Der Geruch nach Essen lag in der Luft. Von irgendwoher erklang leiser Gesang.

Sie streckte sich. Gott, war sie müde. Sie spürte, wie anstrengend die letzten Tage gewesen waren. Sie sehnte sich nach einer Mahlzeit, einem warmen Bad und der Behaglichkeit ihres Bettes. Und vor allem sehnte sie sich danach, die Rüstung abzulegen und sich endlich zu waschen.

Warmes Licht drang aus Gwens Haus.

Sie klopfte an und ging hinein. Gwen war gerade dabei, einen Strauß Blumen auf den Tisch zu stellen. Ein Lächeln ließ ihr hübsches Gesicht erstrahlen.

»Juna!«

Sie eilte auf sie zu und schloss sie in die Arme. »Sie haben gesagt, dass ihr eingetroffen seid, aber ich wusste nicht, wann du kommen würdest. Du warst sicher erst noch bei Noreia und deiner Mutter, stimmt’s?«

»Stimmt.« Juna und drückte Gwen einen Kuss auf die Stirn. »Ich bin so was von erledigt, du kannst es dir nicht vorstellen.«

»Komm, lass mich dir helfen, deine Sachen auszuziehen. Wozu brauchst du dieses ganze Zeug überhaupt, das muss ja mindestens zwanzig Kilogramm wiegen. Hast du das etwa die ganze Zeit angehabt?«

»Bis auf den Helm und die Knieschoner.«

»Puh.« Gwen wedelte mit der Hand, als sie den Brustpanzer löste. »Du kannst ein Bad gebrauchen, weißt du das?«

»Das glaube ich gerne«, grinste Juna. »Drei Tage ohne Wasser, ich stinke sicher wie ein Iltis.«

»Wie ein ungewaschener Iltis«, lachte Gwen. »Ich lasse dir sofort ein Bad ein. Danach gibt es etwas zu essen. Als ob ich deine Rückkehr geahnt hätte, habe ich heute Mittag Kanincheneintopf gemacht. Rühr dich nicht vom Fleck, ich bin gleich wieder da und helfe dir beim Ausziehen.«

Eine Viertelstunde später saß Juna in der Wanne und schloss genießerisch die Augen. Es ging doch nichts über ein warmes Bad, einen weichen Schwamm und etwas Duftöl. Wie sehr hatte sie sich danach gesehnt! Der Stress und die Anspannung fielen von ihr ab wie Blätter von einem Herbstbaum; zurück blieb nichts als Wohlbefinden und Behaglichkeit. Eine warme Decke aus Müdigkeit hüllte sie ein, und sie musste aufpassen, dass sie nicht einschlief. Irgendwann, als das Wasser nur noch lauwarm war, verließ sie die Wanne und trocknete sich ab. Dann zog sie ihr weißes Leinengewand über, band die Haare zurück und ging zurück ins Esszimmer. Gwen hatte die Zeit genutzt und Öllampen unter die Deckenbalken gehängt, die ihr goldenes Licht verschwenderisch über den gedeckten Tisch verteilten. Juna musste sich sehr zusammenreißen, um nicht wie ein hungriger Wolf über den Eintopf herzufallen. Erst als sie das Tischgebet gesprochen und mit Gwen angestoßen hatte, legte sie los. Die nächste halbe Stunde verlief sehr einseitig: Gwen plauderte, und Juna aß. Es gab nicht viel Neues aus Glânmor zu berichten, doch das war egal. Gwen verstand es wie keine zweite, über Belanglosigkeiten zu plaudern. Neuigkeiten aus den Häusern der Heilung, der neueste Klatsch, die spannendsten Gerüchte. Bei ihr bekamen Dinge eine Wichtigkeit, über die Juna sonst mit einem Gähnen hinweggegangen wäre. Doch heute war es genau das Richtige. Gwens Worte strömten wie ein beruhigender Wasserfall über sie herein und bewirkten, dass ihr noch bei Tisch die Augen zufielen.



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